Donnerstag, 9. Mai 2013

Die Wasserstadt Suzhou

Nachdem der letzte, eher spontane Versuch nach Suzhou zu fahren missglückte, hatten wir diesmal mehr Glück. Wir haben uns vorher im Internet informiert, zu welcher Zeit und mit welchen Zug wir von welchen Bahnhof (Shanghai hat 4 große) abfahren möchten. Wir haben uns für die Shanghai Railroad Station entschieden, die zu Fuß und anschließend mit der Metro nur 20 Minuten entfernt liegt. Die Tickets für Hin- und Rückfahrt haben wir zur Sicherheit bereits am Freitag da gekauft. Wir hatten zwar einen Ausdruck auch in chinesischer Sprache vorbereitet, da wir uns nicht sicher waren ob denn ein englischsprachiger Schalter vorhanden ist. Die Tickets nach Suzhou kosten pro Strecke 39 RMB (knapp 5€), mit Sitzplatzreservierung inklusive.

Im Zug nach Suzhou
Am Samstag machten sich Carsten, Manuel und ich gegen 8:30 Uhr auf zum Bahnhof. Interessant und für uns eine sehr angenehme Lösung war, das man in einem Vorraum wie am Flughafen wartet, und wenn der Zug eingefahren ist, checkt man mit dem Ticket ein und kann Platz nehmen. Der Zug war sehr komfortabel, Beinfreiheit ohne Ende, der Service ähnlich wie im Flugzeug. Die Fahrt dauerte nur knapp 25 Minuten, da nicht wie in Deutschland die Bahn nur 150 km/h fährt (er fuhr bis zu 350 km/h) oder aber Verspätung hat.


Die Altstadt
Am Bahnhof angekommen, wird man wie fast überall an beliebten Reisezielen hier angesprochen ob man denn nicht gern eine Bustour machen möchte oder einen Reiseführer benötigt. Wir haben uns für die "do it yourself" Variante entschieden, die uns zunächst in Straßen führte wo nicht einmal ein Chinese zu finden war. Nach kurzer Zeit sprach uns ein "Suzhouisches" Ehepaar auf englisch an, ob sie uns denn nicht weiterhelfen können. Selbstverständlich nahmen wir die Hilfe an und fragten nach Sehenswürdigkeiten und deren chinesischen Namen in Schriftzeichen um mit dem Taxi schnell ans Ziel zu kommen. Durch eine App, mit der man im "Augmented Reality Mode", also Live mit der Kamera Zeichen ins englische Übersetzen kann, und die eine Funktion zum Übersetzen von selbst auf dem Display gezeichneten Zeichen besitzt, war das natürlich kein Problem.

Am Taxistand vom Bahnhof einfach das Handy gezeigt, kurz Antwort auf chinesisch bekommen, einfach ja gesagt und überraschen lassen wo wir rauskommen. In Shanghai ist das fahren mit dem Taxi schon recht günstig, aber in Suzhou haben wir pro Fahrt maximal 20 RMB also 2,50€ bezahlt. 

ein chinesischer Tourist

ein kleiner Snack



und einen Drink

Boot fahren in der Altstadt
Die erste Station war direkt an einer kleinen Wasserstraße mit verwinkelten Gassen und kleinen Läden, eine Art Altstadt. Die Atmosphäre war sehr angenehm, es war ruhig, nicht überlaufen, und endlich mal keine ausländischen Touristen, ausser wir. Nach ein wenig schländern durch die Gassen entschieden wir uns für einen kleinen Snack, eine Art Hefekloß in verschiedensten Formen und Gestalten (sau lecker) und anschließend für einen "Dürum", chinesisch gewürzt und einfach vorzüglich. Sehr erstaunt waren wir über die unzähligen Hochzeitspaare, die sich anscheinend in den ebenfalls unzähligen Hochzeitsgeschäften angekleidet haben. Nachdem wir den ersten etwas kleineren Tempel besichtigt haben, den wir mehr durch Zufall gefunden haben, ließen wir uns auf eine Rikschafahrt (ein dreirädriges Fahrrad) ein. Der "Fahrer" war geschätzte 70 Jahre alt und fuhr uns die kleine mit Menschen gefüllte Gasse mit eigener Muskelkraft für 15 RMB zurück. Am Ziel angekommen, befand sich ein kleiner Stand für Bootstouren, für die wir uns anschließend auch entschieden haben. Für 40 Minuten und 150 RMB fuhren wir mit einem kleinen Holzboot wie in Venedig, ohne Motor, traumhaft schön, durch die kleinen Gewässer in der Altstadt.


Fakedöner essen
Angekommen, wieder ein Taxi gesucht und die zweite Station, den West Garden Temple mit dem sich in der Mitte befindlichen großen Tempel, angefahren. Für 10 RMB Eintritt ein "must have". Der Park war relativ groß, sehr gepflegt und fast menschenlos. Einige Chinesen lebten ihrem Glauben aus, und beteten mit einer Rauchfackel in der Hand vor dem großen Tempel. Im Tempel befanden sich riesige (5m hoch) Figuren, die teilweise Ernst, teilweise nett geschaut haben und an Buddha erinnerten. Auch da fand man einige Chinesen, die ihr Gebet sprachen und vor den Figuren niederknieten. Viele Fische und Schildkröten in kleinen Gewässern waren zu sehen und spiegelten ebenfalls sehr viel Naturverbundenheit, abseits von der Großstadt Shanghai, wieder. Bisher hatten wir uns noch nicht auf eine "Teeparty" eingelassen, da es oft Geldschneiderei ist und man viel zu viel bezahlt. Hier jedoch, im Park, konnte man in einem kleinen Teehaus für 70 RMB grünen Tee trinken.

Kurze Beschreibung: Zunächst füllt man das heiße Wasser aus der schwarzen Kanne in das kleine Gefäß mit dem Deckel, in dem sich der grüne Tee befindet. Direkt im Anschluss, ohne den Tee ziehen zu lassen, gießt man den Tee in die kleine Kanne, auf der vorher der Filter aufgesetzt wurde. Dann kann man den Tee ausgießen und genießen. Ebenfalls bekommt man einen kleinen Snack in Form von Nüssen gereicht.

Tiger Hill
Station drei, verschlug uns zum 2500 Jahre alten Tiger Hill, ein kleiner Berg, mit einem sich auf der Spitze befindlichen Turm, der ähnlich schief dem Turm von Pisa ist. Eintritt war hier 100 RMB, aber aufjedenfall auch wieder ein "must have" für zukünftige Suzhoubesuche. Durch ein riesengroßes Areal führten uns kleine und große Wege zur Spitze des Berges, von der man auch eine nahezu 360° Sicht auf Suzhou hatte. Nach einigen Erkundungen und Spaziergängen im Bereich des Tiger Hills, standen wir vor einer großen Herausforderung. Ein kleines Mädchen stand an einem Brunnen und versuchte erfolglos Wasser mit dem an einem Seil befestigten Holzeimer zu bekommen. Wir versuchten uns ebenfalls daran und schafften es dann nach einigen gescheiterten Versuchen aber ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.





Mit dem Taxi zurück am Bahnof angekommen, einen kleinen "westlichen" Snack (MC Donalds) zu uns genommen und ab in die Bahn nach Hause. Ich würde behaupten ein sehr gelungener Tag, mit vielen Erlebnissen verbundener aber doch entspannender Tag!

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